Napp, Anna Martha: Reformation 2.0

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Medailleur/in
Anna Martha Napp
Veräußerer (an Museum)
Anna Martha Napp

Vorderseite
AM ANFANG WAR - DAS WORT. Martin Luther in seiner Studierstube nach links über einem großen Buch zusammengesunken. Rechts oben eine Mücke. Unten die Signatur A.
Rückseite
REFORMATION 2.0. Zahllose Mücken über dem angeschnitten dargestellten Erdenrund schwebend.

Datierung
2012

Material
Kupfer-Nickel
Durchmesser
40 mm

Literatur
Unpubliziert.

Bemerkung
Anna Martha Napp erhielt für die Arbeit den Förderpreises zum Deutschen Medailleurpreis 'Johann Veit Döll' 2012. Aus der Laudatio von Wolfgang Steguweit: Die in der Münze Berlin nach den Gipsmodellen umgesetzte Prägung war nicht leicht zu fotografieren. Ich kam auf die Idee, den sich mit der Bibelübersetzung auf der Wartburg plagenden und abarbeitenden Martin Luther, alias Junker Jörg, zu verschiedenen Tageszeiten zu fotografieren: morgens, mittags und abends, und immer müde, müde, müde. Am Anfang war das Wort, so beginnt das Evangelium des Johannes. Und während der von der vielen Arbeit geschaffte Luther es sich auf der Bibel bequem machen und das Wort ganz in sich aufnehmen möchte, kommt schon ein advocatus diaboli zu deutsch: Anwalt des Teufels, daher geflogen. Ist es der Bibelfeind und Beelzebub oder doch nur eine reale, den Ermatteten piesackende Mücke? Man weiß es nicht, auf wen Luther angeblich mit dem Tintenfass gezielt hat. Wäre es der leibhaftige Teufel, hätte sich dieser wohl nur mit einem ebensolchen Gelächter weggeduckt. Nein, es war wohl eher die Versuchung schlechthin. Lass es doch sein, lieber Martin, schlaf dich doch einfach aus, genieße das Leben, so vielleicht die innere Stimme des alter ego. Zum Vielfachen mutiert, kommt auf der Kehrseite gleich ein ganzer Schwarm über der nördlichen Erdkugel daher geflogen. Reformation 2.0, also Erneuerung hier und heute. Wir blicken etwas ratlos. Ist es die Vervielfachung der Versuchungen, denen wir ausgesetzt sind Computer, Facebook, Fernsehen und, und, und. Sind es Killerbienen oder andere Ungezieferschwärme? Oder sind es etwa reale Gefahren aus der Luft, Bedrohung etwa durch Drohnen? Man weiß es wieder nicht, aber man ist gewarnt. Reicht dafür heute ein Tintenfass zur Abwehr? Unsere junge Künstlerin, gerade im hoffnungsvollen Alter von 30 Lenzen, hat in diesem kleinen Medium vermocht, was nur gute Kunst kann: Sie gestaltet, und das nicht „eindimensional“. Kunst ist wie Literatur ein weites Feld. Sie löst Nachdenklichkeit aus, fern von einfachen Dekodierlösungen, die sich im „Aha“ erledigen. Man hält dieses kleine Etwas Medaille fragend und wendend in der Hand. Irgendwie klein und doch reizend, vielleicht wie eine Art Lotterielos, keinesfalls wie eine Niete, eher etwas zum Punktesammeln, Punkte, die am Ende sich zu einer kleinen oder wachsenden Medaillensammlung ansammeln. Vielleicht. Was aber um aller Welt hilft heute gegen die geballte Ladung Versuchung oder Gefährdung, auch gegen reale Gefahr? Eine geballte Streitmacht wie hier in der römischen Schlachtordnung oder auf dem traditionellen Schachbrett? Durch Diktatur und Primat der Waffen und der Mächtigen? Anna Martha Napp hat für ein Schachbrett eine andere Idee umgesetzt. Man ist beisammen, bleibt aber letztlich sich selbst treu und seinen Wünschen und Zielen verbunden. Man entscheidet für sich. Ist der introvertierte König im Hintergrund gleich von zwei Königinnen umgeben? Und wer hockt und steht da noch herum, eher lustlos als sprungfreudig? Für weitere Ideen ist Raum und Zeit genug. Bildhauergeräte sind das Handwerkzeug des Bildhauers. Modellierhölzer sind hilfreich für das plastische Schaffen in Ton und Gips. Und manchmal braucht man als bildender Künstler wie als Autor ein Tintenfass, der Versuchung zu widerstehen oder Begonnenes zu vollenden.



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